Treue und unerhörte Weite

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Soll es etwas bestimmtes sein?
Eine Philippinenreise führt in ein faszinierendes Land und zu berührenden Geschichten.
Drei Wochen lang waren MT:28-Geschäftsführerin Andrea Schmidt und Mitarbeiterin Petra Lösche im Mai 2024 quer durch die Philippinen unterwegs. Zusammen mit den Missionaren Erika und Wilson Arcenas und Marianne und Monie Chiong besuchten sie einheimische Übersetzerteams, Gemeinden und Missionsstationen. Eine bewegende Erfahrung, bei der sie nicht nur die wunderschöne Landschaft und die hitzeschwere, feuchte Luft gespürt haben, sondern vor allem die Herzen der Menschen, die sich auf den Philippinen für Gottes Wort einsetzen.

Unsere Reise auf den Philippinen umfasste sieben Flüge und fünf verschiedene Reisestationen. Dabei waren wir nicht nur von dem Land fasziniert, sondern vor allem von den vielen bewegenden Lebensgeschichten. Wir trafen einheimische Übersetzer und Übersetzerinnen, die auf den ungewöhnlichsten Wegen von Gott berufen wurden, um sein Wort in die vielen verschiedenen Sprachen und in die Städte und Dörfer im Land zu bringen. Es war beeindruckend, wie sie trotz vieler Herausforderungen ihre Arbeit tun – nicht für den weltlichen Erfolg, sondern für die tiefere Bedeutung, die ihre Arbeit für den Einzelnen und auch für sie selbst hat. 

 

Sie arbeiten oft im Stillen, doch was sie tun, hat einen unermesslichen Wert. Sie schaffen Verbindungen zu Gott, die das Leben der Menschen für immer verändern. Und das macht mir einmal mehr bewusst, dass wahrer Sinn nicht in der Größe oder dem Erfolg unserer Arbeit liegt, sondern in der tiefen Bedeutung, die sie für die Menschen hat. Auf dieser Reise durfte ich sehen, wie aus einem leeren Buch ein lebendiges Zeugnis von Gottes Liebe und Wahrheit wurde - ein Zeugnis, das nun in den unterschiedlichsten Sprachen auf den Philippinen erklingt und Menschen in eine lebendige Beziehung zu ihrem Schöpfer führt. 

 

Unsere Reise war auch ein lebendiges Zeugnis für die Weite Gottes und dessen beeindruckende Fähigkeit, Menschen zu erreichen, zu berühren und zu verändern. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte von Gem*, einer jungen Frau, von der wir über Erika Arcenas erfuhren. Als Gem 12 Jahre alt war, erreichte völlig überraschend ein Schiff ihr kleines Dorf, und eine fremde Frau fragte ihre Familie, ob sie Gem mitnehmen dürfe, um ihr eine Schulbildung zu ermöglichen. Dass die Eltern einwilligten, ein 12-jähriges Kind so weit wegzuschicken, wäre nach unserem Kulturverständnis unvorstellbar. Doch in dieser scheinbar zufälligen Begegnung lag Gottes Plan verborgen. 

 

Gem gelangte an einen Ort, an dem sie zum ersten Mal mit dem christlichen Glauben in Berührung kam. Trotz ihrer muslimischen Wurzeln begann sie zu glauben und wuchs im Vertrauen auf Jesus. Doch die Reise ihres Glaubens war nicht geradlinig: Nach einem quälenden Traum kehrte Gem zurück zum Islam. Dennoch arbeitete sie weiter an der Übersetzung der Bibel – ein ungewöhnliches Zeugnis ihrer tiefen inneren Zerrissenheit und ihrer beständigen Sehnsucht nach Wahrheit. 

 

Später führte ein weiteres einprägsames Erlebnis Gem zu Gott zurück. Gott hielt aus, dass die junge Frau diesen Weg ging, und mit ihm auch die Missionare und einheimischen Übersetzer. Gems Geschichte zeigt uns, wie Gottes Reich wächst: nicht durch Zwang, sondern durch Geduld, Liebe und die Freiheit, den eigenen Weg zu gehen – auch wenn dieser Weg manchmal voller Umwege ist. 

 

Kala*-Gemeinde geht ihren eigenen Weg 

Ein ebenso eindrucksvolles Beispiel für Gottes oft unergründliche Wege ist die Geschichte der Kala*-Gemeinde. Diese Gemeinde wurde nicht Teil der evangelikalen Gemeinden, sondern ging ihren eigenen Weg. Dadurch eröffneten sich Türen, die sonst möglicherweise verschlossen geblieben wären. Zum Beispiel fällt es der Kala*-Gemeinde leichter, Menschen einzuladen, ohne sich direkt als christliche Gemeinde „outen“ zu müssen. Ihre Offenheit und Sensibilität gegenüber muslimischen Nachbarn spiegeln sich auch darin wider, dass sie freiwillig auf Schweinefleisch verzichten, keine Ikonen verwenden wie etwa in der Katholischen Kirche und ihre Gottesdienste in ihrer eigenen Sprache durchführen. Diese Anpassungen ermöglichen es ihnen, mit Muslimen auf Augenhöhe zu kommunizieren und kritische Fragen mit größerer Freiheit zu beantworten. Gleichzeitig wirkte Gott auch auf einer anderen Ebene: Heute können christliche und muslimische Filipinos in dieser Gemeinde in Frieden, gegenseitiger Vergebung und versöhnt miteinander leben. 

 

zu Besuch bei Marianne und Monie

Monie und Marianne Chiong (vorne) freuen sich über den Besuch
von Andrea Schmidt und Mitarbeiterin Petra Lösche

 

Einheit unter den Palanan-Bewohnern 

Auf dieser Ebene wirkte Gott auch durch Marianne und Monie Chiong und ihrem Team unter den in Palanan lebenden Flachlandbewohnern und den nomadischen Agta-Negritos. „Minderwertige, seelenlose Sklaven“ – so betrachteten die Flachlandbewohner die in den Bergregionen lebenden Agtas. Es war eine schwierige und hoffnungslose Beziehung zwischen den Lowland- und Highland-Bewohnern, erzählten Marianne und Monie. Aber sie erlebten Gottes Gnade und sein Eingreifen: Durch die gute Nachricht und die entstehende Übersetzungsarbeit, medizinische Unterstützung, Alphabetisierung, Entwicklungshilfe, Schulbildung für Kinder und Erwachsene und zuletzt das Trainingszentrum für die Schulung von Missionaren wuchs über die Jahre eine Einheit unter den Palanan-Bewohnern, die es zuvor nicht gegeben hatte. Viele Palanan sind inzwischen selbst zu Missionaren geworden. 

 

Die Philippinenreise war für mich eine Vergegenwärtigung wichtiger göttlicher Prinzipien. Gott hat uns nicht zum Erfolg, sondern zur Treue berufen und Gott bedient sich ungewöhnlicher, manchmal schwer aushaltbarer Wege und Entscheidungen, um Menschen zu sich zu führen. Mein persönliches Fazit lautet daher: Ich will treu sein und aushalten können – auch wenn es mir schwerfällt und ich manches vielleicht auch unerhört weit finde. 

 

 

*Namen aus Sicherheitsgründen geändert 

 

Spendennummer: AM 1 B Allgemein