Sonnenschein, viel frisches Gras und eine Schafherde, die ungestört fressen kann, um am Abend wohlgenährt zum Nachtquartier zu kommen – so sehen die schönsten Tage im Leben eines Hirten aus. Die Tiere tun, wofür sie geschaffen worden sind. Dabei befinden sie sich in der Obhut des allgegenwärtigen Hirten, der keines seiner Tiere aus den Augen verliert, dem ihr Wohlergehen nie verborgen ist und der sich um sie kümmert.
In solchen Momenten scheint alles in perfekter Ordnung zu sein. Tiere und Hirte leben in Einklang, in Gemeinschaft miteinander. Die Tiere sind bestens versorgt und der Hirte erfreut sich an ihnen und ihrer Verfassung. Die Schafe mögen sich zeitweise relativ eigen- und scheinbar selbstständig bewegen. Aus einem weiteren Blickwinkel betrachtet, sind sie aber ständig unter der Obhut des Hirten, auf den sie angewiesen sind. Entfernt sich ein Tier aus der Herde, verliert es den Schutz und die Fürsorge. Hier unterscheidet Gott sich allerdings deutlich von einem menschlichen Hirten. Für Gott gilt: Ihm entgeht nichts, nichts ist ihm verborgen. Wenn ein Mensch jedoch keine Gemeinschaft mit Gott haben will, wird er dies respektieren. Jedoch hat dies negative Auswirkungen auf die von ihm gegebenen Verheißungen.
Perfekte Unterordnung
Jesu Haltung zu seinem Vater war mehr als eindeutig. Die Situation kurz vor seiner Kreuzigung, als er sich zum Gebet zurückzog, verdeutlicht dies: „Und er (…) betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ (Matt. 26,39). Jesus ist nicht wie ein Schaf, das sich vom schönen, in einiger Entfernung liegenden frischen Gras verlocken lässt. Er folgt nicht nahezu blind den eigenen Trieben und Wünschen und entfernt sich weder von der Herde noch vom Hirten. Jesus schlägt die von Gott gewünschte Richtung ein, im völligen Vertrauen und der Gewissheit, sich auf seinen Vater verlassen zu können.
Dies ist kein Konflikt innerhalb der Trinität Gottes. Es verdeutlicht den Wunsch Jesu, seinen Willen in allen Belangen freiwillig dem seines Vaters unterzuordnen. Jesus wusste, dass sein Leben und sein Auftrag auf dieser Erde von seinem Vater und dessen Wohlwollen abhängen. Er war sich der Bestimmung seines Lebens gewiss und wusste zugleich, dass es letztlich richtig ist, an Gottes Verheißungen festzuhalten. Es bringt Freude, Frieden, Erfüllung und führt ans Ziel.
Was ein Schaf machen würde
Würde man ein Schaf fragen, was es denn morgen machen würde und wo, wäre ich auf dessen Antwort gespannt. Ein gutes und verlässliches Schaf in Lesotho würde vermutlich in Kurzform sagen, dass es in der Herde auf die Weide geht. Bei der Richtung, beim Zurückkehren und dem Ziehen zu neuen Weideplätzen vertraut es jedoch dem Hirten. Grobe Aspekte wie Tages- und Jahreszeit sind dem Tier nicht verborgen. Dennoch ist es in seinem Wissen und Verständnis begrenzt und deswegen von seinem Hirten abhängig. Gewisse Dinge kann das Tier aus den Handlungen des Hirten erahnen. Andere Tiere in der Herde mögen bei der Orientierung in vielen Fällen hilfreich sein, doch auch sie können falsch liegen und in eine falsche Richtung führen, blindes Vertrauen ist dann auch nicht gewinnbringend. Klarheit kommt nur durch engen Kontakt, Aufmerksamkeit, Gemeinschaft und Gehorsam gegenüber dem Hirten. Ein Schaf kennt die Stimme seines Hirten und weiß dieser zu folgen. Es ist sich gewiss, dass der Hirte hält, was er verspricht und ein Leben in dessen Obhut das Beste ist.
Persönliche Erfahrung
Das letzte Jahr verlief für mich in vielen Belangen anders als gewünscht. Ein geplanter Heimataufenthalt in Deutschland verlängerte sich ungewollt um mehrere Monate. Während dieser Zeit des Wartens war unklar, ob überhaupt und wann eine erneute Ausreise nach Lesotho möglich sein würde. Jeden Tag hieß es, im Vertrauen auf Gott zu leben und auf dessen Gegenwart, Führung und Wissen zu vertrauen. Manche Dinge und die nächsten Schritte konnte ich nicht auf den ersten Blick erahnen, oder sie schienen fremd zu sein. Auf die Frage, wann und wie es endlich weitergeht, konnte ich zeitweise keine klaren Antworten geben.
Gefühlt war es wie bei einem Schaf auf der Weide. Allein der Hirte weiß, wann und wohin es weitergeht. So schulte mich Gott im Warten und Vertrauen auf ihn. Denn zu früh aufzubrechen, hätte geheißen, sich aus eigenem Willen entfernen zu wollen. Zugleich mag ein zögerndes und zu langes Warten zu ähnlichem Resultat führen. Wie gut ist es da zu wissen, dass ein Hirte vor dem Weiterziehen schaut, dass alle Tiere mitkommen. Und zugleich ruft er Tiere, die sich aus eigener Kraft von der Herde entfernen wollen, zu sich zurück.
Nach dieser Zeit des Wartens durfte ich Anfang Dezember 2024 wieder in den Süden Afrikas zurückkehren, um den dortigen Hirten vor Ort Gottes Liebe näherzubringen. Auch wenn bei der Abreise aus Deutschland und unmittelbaren Ankunft in Lesotho viele praktische Schritte noch offen waren: Die zuvor gewonnenen Zusagen waren eindeutig genug, um diesen Schritt im Vertrauen auf Gott anzugehen. Froh und dankbar bin ich, dass Gott auf diese Unklarheiten nach und nach Antworten schenkt. Denn wie Jesus bereits lehrte, ist es auch mein Anliegen zu sagen: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden“ (Matth. 6,10). Zugleich ist es auch mein Wunsch, dass viele Hirten Lesothos dieser Aussage zustimmen und nach ihr leben werden.
*Namen aus Sicherheitsgründen anonymisiert.
T. R.‘s Arbeit wird durch Spenden finanziert. Umso mehr freut er sich über regelmäßige Unterstützung. Hilf ihm dabei, die Unerreichten mit dem Glauben in Berührung zu bringen.
Bei Spenden zur Unterstützung dieses Projektes bitte angeben: AM S 50 Reuff
BW-Bank
IBAN: DE88 6005 0101 0002 1912 54
SWIFT/BIC-Code: SOLA DE ST 600
Bei Nutzung der Zahlungsweise „PayPal“ sollte zusätzlich der Spendenbetrag im Feld „Stückpreis“ eingetragen werden.