Mit Engagement und Herzblut

Die New Life Church in Ludwigsburg dient Rumänen in Deutschland und in der Heimat, aber auch Menschen in Afrika.
Knapp 900.000 Rumäninnen und Rumänen leben nach Daten des Statistischen Bundesamtes in Deutschland, mehr als 170.000 in Baden-Württemberg. Eine geistliche Heimat finden sie unter anderem in der New Life Church in Ludwigsburg, eine Gemeinde, die Beziehungen zu VIA Movement pflegt und deren Mitglieder auch mit Missionaren von MT:28 zusammenarbeiten.

Man muss ein wenig suchen nach der baptistischen Versöhnungskirche am Rand des Ludwigsburger Ortsteils Eglosheim, in der die New Life Church ihre Heimat gefunden hat. Doch die Gottesdienstbesucher nehmen dies gerne in Kauf und fahren dafür weite Wege: „Wir haben einen Radius von etwa 100 Kilometern“, sagt Gemeindeleiter Virgil Croitor. Die Frage nach einem geeigneten Standort war daher nicht leicht zu beantworten, als die Gemeinde 2017 gegründet wurde. „Doch dann hatte Gott schon alles vorbereitet“, erinnert sich Virgil. „Bei den Baptisten in Ludwigsburg fanden wir trotz kultureller und theologischer Verschiedenheiten sehr viel Offenheit. Unser Miteinander ist geprägt von dem Bewusstsein, dass wir dem gleichen Gott dienen.“ Das spiegelt sich im Gemeindeleben: Gemeinsame Gottesdienste sind zwar eher selten, ein Kanzeltausch dagegen häufig. Der frühere baptistische Pastor Jörg Nabor predigte in der New Life Church, und als die Versöhnungskirche nach dessen Weggang ohne Pastor war, halfen umgekehrt Virgil und Co-Pastor Hans Kirschner von der New Life Church mit Predigtdiensten aus. Auch bei den christlichen Pfadfindern Royal Rangers bringen sich Mitglieder beider Gemeinden ein. 

 

Pastor Virgil Croitor bei einem Open-Air-Gottesdienst mit Taufe

Pastor Virgil Croitor bei einem Open-Air-Gottesdienst mit Taufe

 

Virgil selbst kam 1994 nach Deutschland, wie so viele seiner Landsleute, um hier zu arbeiten. Doch es sollte anders kommen. Schon ein Jahr später begann er ein Studium am Europäischen Theologischen Seminar in Rudersberg (heute in Freudenstadt), es folgte ein Praktikum sowie eine Stelle als Co-Pastor in einer Gemeinde in Trossingen. 2005 dann rief Gott ihn in eine rumänische Gemeinde in Stuttgart-Büsnau. Die Gemeinde wuchs stark, so dass der Gedanke entstand, eine weitere Gemeinde zu gründen – die heutige New Life Church in Ludwigsburg. 

 

Seither erlebte die New Life Church Höhen und Tiefen: Einer Phase starken Wachstums folgte ein Einbruch während der Corona-Jahre – viele Rumänen gingen während der Lockdowns in ihr Heimatland zurück, andere zogen weg aus dem Ballungsraum Stuttgart mit seinen schier unbezahlbaren Wohnungskosten. Aber ein harter Kern blieb. 50 bis 60 Gottesdienstbesucher sind es an einem normalen Sonntag, bei Großevents auch einmal über 100. 

 

Leitertreffen für Planung und Gebet

 

Tiefe Sehnsucht nach Gott  

Rumäninnen und Rumänen sind sehr stark von der orthodoxen Kirche beeinflusst, selbst Menschen, die nicht zur Kirche gehen, sind meist religiös. Das prägt die Arbeit der rumänischen Gemeinden in Deutschland. „Die Menschen haben eine tiefe Sehnsucht nach Gott“, sagt Virgil. 

 

Die Gottesdienste werden in rumänischer Sprache gehalten, mit deutscher und teilweise auch russischer Übersetzung. „Wir wollen eigentlich nicht unter uns bleiben, zumal in den meisten Familien unserer Gemeindeglieder deutsch gesprochen wird. Aber es kommen nach wie vor viele Menschen aus Rumänien oder auch Moldawien neu nach Deutschland, und denen können wir auf Rumänisch am besten dienen.“ 

 

Die Jugendgruppe der New Life Church betet für ein Mädchen, das zur Bibelschule geht.

 

Fokus auf Evangelisation  

Evangelisation stand von Anfang an im Vordergrund – für Virgil persönlich wie auch in der New Life Church. Vor diesem Hintergrund unterstützt die Gemeinde Missionare in unterschiedlichen Regionen der Welt. Ganz direkt eine Missionarsfamilie in Rumänien sowie ein iranisch/rumänisches Ehepaar, das unter Iranern in Griechenland arbeitet. Auch das bereits 1989 nach dem Fall des Kommunismus ins Leben gerufene Hilfswerk „Hoffnung für eine neue Generation“ erhält Unterstützung aus Ludwigsburg. Diese kommt armen Kindern und deren Familien insbesondere in der rumänischen Schwarzmeerregion zugute, zum Beispiel durch Bildung, die Verteilung von Nahrungsmitteln und Kleidung sowie die Vermittlung christlicher Werte. Ganz praktisch wird diese Hilfe jedes Jahr vor Weihnachten, wenn bei der „Aktion Weihnachtsfreude“ Hilfsgüter und Geschenkpakete gesammelt und mit mehreren LKW nach Rumänien transportiert werden. 

 

Bau- und Evangelisationseinsatz eines Teams um Hans Kirschner

 

Uganda und Kenia im Blick  

Eine große Rolle spielt auch die Unterstützung der missionarischen Aktivitäten von Hans Kirschner und seiner Frau Felicia. Hans startet regelmäßig zu Baueinsätzen in Uganda und Kenia. Sein Team, dem auch viele Mitglieder des Christlichen Zentrums Stuttgart-Zuffenhausen angehören, goss zum Beispiel Fundamente an der Technischen Schule in Mojo/Uganda oder leistete Renovierungsarbeiten im Missionskrankenhaus in Lira, beides Projekte der Missionare Siegmar und Priscilla Göhner. 

 

Felicia wiederum betreibt in enger Zusammenarbeit mit dem früheren Vorsitzenden der Volksmission und MT:28-Missionar Dr. Herbert Ros ein Projekt, das Kindern in Kenia den Schulbesuch ermöglicht. Mit Unterstützung von Spendern aus Deutschland, Rumänien und Österreich übernimmt der Kreis Schulgebühren und stellt Gelder für Schulmaterialien zur Verfügung. Inzwischen sind Patenschaften für fast 300 Kinder entstanden. 

 

Manchmal sind es aber auch Einzelfälle, die Hilfsbereitschaft mobilisieren. 2013 zum Beispiel geriet ein ukrainischer Bauer in einen Mähdrescher, wobei ihm das linke Bein samt Hüfte, diverse Organe und vier Rückenwirbel abgeschnitten wurden. Der Verletzte überlebte knapp, blieb aber schwerbehindert. Die Gemeindemitglieder sammelten so eifrig Spenden, dass sie gemeinsam mit anderen Unterstützern die Kosten für eine 27.000 Euro teure Hochleistungsprothese aufbringen konnten. „Jetzt kann der Mann wieder laufen und seine Familie ernähren“, freut sich Virgil Croitor. „Es ist schon fast ein Wunder, wenn eine kleine Gemeinde so viel auf die Beine stellen kann. Das geht nur, weil der Kern unserer Gemeindemitglieder mit ganzem Herzen und sehr viel Engagement dabei ist. 

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Autorin:

Andrea Mayer-Grenu