Von Generation zu Generation

Nachhaltige Hilfe funktioniert in Uganda vor allem über Aufklärung.

Nachhaltigkeit scheint erst mal ein Fremdwort in Uganda, wo Nadine Oesterle bei Noah’s Ark Children’s Ministry in einer Klinik arbeitet. Wenn man genauer hinschaut, sieht es anders aus: Im privaten Bereich funktionieren bestimmte Aspekte von Nachhaltigkeit gut, im Gesundheitssektor helfen Aufklärungsprogramme.

In Uganda leben die Menschen von einem Tag zum anderen. Täglich passieren Dinge, die man nicht planen kann, und selbst wenn man etwas geplant hat, werden Pläne einfach wieder über den Haufen geworfen. Es scheint, als hätten Spontanität und Unbekümmertheit die Oberhand. 

 

Andererseits gibt es vermutlich weltweit nur wenige Länder, die so sehr an ihrer Kultur und Tradition festhalten wie Uganda, wo jahrhundertealte Bräuche über Generationen hinweg weitergegeben werden. Ganz automatisch übernimmt die nächste Generation Werte und Denkweisen, die sie von Kindesbeinen an beigebracht bekommen hat. Zum Beispiel, dass Kinder aus Respekt vor Älteren auf die Knie gehen, dass man Mädchen das Kochen beibringt oder dass eine verheiratete Frau einem männlichen Familienmitglied nicht die Hand gibt. In diesem Übernehmen steckt Nachhaltigkeit: Wenn die Familienoberhäupter die Leitung der Familie an die nächste Generation weitergeben, ist diese vorbereitet. Was Familien betrifft, scheint dieses Modell der Nachhaltigkeit zu funktionieren. 

 

 

Untersuchung auf Malaria

 

Helfen mit Fundament 

Aber wie sieht es in meiner täglichen Arbeit aus? Ich selbst bin in keiner leitenden Funktion, aber ich bin in einer helfenden Funktion als Krankenschwester und Missionarin tätig. Wo und wie können wir nachhaltig helfen – nicht nur kurzzeitig aus dem „Schlamassel“, sondern helfen mit Fundament? 

 

In unserem Programm für unterernährte Kinder geht es zunächst darum, aus der akuten Krise zu helfen, mit kurzfristigen Mitteln wie einer stationären Aufnahme, einem Essenspaket oder der Versorgung mit Babynahrung. Aber diesen Zeitraum und auch danach kann man nutzen, um auch langfristig zu helfen. Dazu gehört als elementarer Teil die Aufklärung! Eltern und Familienangehörige müssen über Bereiche wie Hygiene, Krankheiten, Symptome oder Lebensmittelzubereitung aufgeklärt werden und auch darüber, welche Nahrungsmittel Kinder brauchen, um ausreichend versorgt zu sein. Das klingt sehr banal, doch viele Ugander haben dieses lebensrettende Wissen nicht. Auch bieten wir immer wieder Kurse an, in denen man lernen kann, wie man einen kleinen Garten betreibt oder welche Lebensmittel viele Nährstoffe haben und zudem einfach anzubauen sind. 

 

Bei anderen Patientengruppen ist es die Aufklärung über das Stillen, das Erkennen von Krankheitssymptomen, lebenswichtige Impfungen oder die Bedeutung von Schwangerschaftsvorsorge. In den Schulen wiederum werden Mädchen über persönliche Hygiene und die Periode aufgeklärt. 

 

Alles in allem geht es darum, unser Wissen zu teilen und aufzuklären. Wir ermutigen Eltern und Patienten, das bei uns erworbene Wissen an ihre Nachbarn und Freunde weiterzugeben. Und wir ermutigen sie, aus dem Kreislauf auszubrechen, der darin besteht, alles so zu machen, wie es die Älteren im Dorf schon immer gesagt und getan haben. Neues probieren, das Gelernte anwenden und das neue Wissen wiederum an die nächste Generation weitergeben, das ist nachhaltig helfen. Von Generation zu Generation.