Königskinder mit Leidenschaft für den Herrn

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Soll es etwas bestimmtes sein?
Heinz und Edelgard Battermann gehören zu den ersten Missionaren der Volksmission.
Den größten Teil ihres Berufslebens haben die Missionare Edelgard (85) und Heinz Battermann (91) in Ostafrika verbracht. Neuland, auch kulturelles, mussten sie dabei immer wieder betreten, doch ihr Wahlspruch blieb: „Macht unter den Völkern seine Großtaten bekannt.“

Eines der ersten Bilder, die Edelgard und Heinz beim Gespräch in Ditzingen präsentieren, zeigt Heinz auf einem Kamelmarkt im Jemen, Zwischenstation auf der Schiffspassage nach Kenia. Dorthin wurde er im Jahr 1956 ausgesandt, als erster Missionar der Volksmission überhaupt. Von Mombasa aus ging es nach Goibei am Rande der Nandiberge und nach ein paar Wochen der Eingewöhnung weiter zu der kleinen Missionsstation Vihiga. Obwohl er – wie später auch Edelgard – sich in Afrika gleich heimisch fühlte, fragte er sich, wie die vielen Veränderungen in seinem Leben zu bewältigen seien. Doch er vertraute auf den Herrn: „Beim Ruf in seinen Dienst hatte Gott mir versichert: ‚Ich bin bei dir, ich helfe dir!‘“  

 

Heinz und Edelgard Battermann in ihrer Wohnung in Ditzingen.

Heinz und Edelgard Battermann in ihrer Wohnung in Ditzingen.

 

In Vihiga knüpfte Heinz erste Kontakte, studierte die Sprache, behandelte Kranke, entwickelte Routine. Sonntags predigte er frühmorgens in der kleinen Kirche, später besuchte er mit einem Dolmetscher auf einem alten Motorrad die umliegenden Gemeinden. Vor allem aber trieb er den Bau einer Schule voran. Die Baumstämme dafür kamen aus dem nahen Urwald, die Wände waren aus Lehm, das Dach mit Gras gedeckt. Schreibzeug, Hefte oder Schiefertafeln gab es nicht. „Anfangs schrieben die Kinder ihre Aufgaben in den Sand“, erinnert sich Heinz. 50 Jahre später besuchten rund 700 Kinder die Schule, das alte Gebäude war längst neuen Klassenzimmern aus Backstein gewichen.  

 

Heinz selbst wurde ein Jahr später zurück nach Goibei gerufen, damals eine der größeren Missionsstationen, die für 120 Gemeinden zuständig war. „Die Arbeit der christlichen Missionen hatte in Ostafrika bereits Ende des 19. Jahrhunderts begonnen. Dadurch gab es Missionsschulen, Bibelschulen, eine gute Infrastruktur, und alles war wohl geordnet“, sagt Heinz, der in Goibei als Mitverantwortlicher und später als Berater tätig war. „Als Missionare der Volksmission konnten wir darauf aufbauen und mit unserer Arbeit zu unerreichten Stämmen vordringen.“ 

 

Schwieriges Zusammenkommen  

Edelgard, die Heinz bereits auf der Bibelschule in Erzhausen kennengelernt hatte, sollte ursprünglich 1957 nach Kenia nachkommen. Doch daraus wurde zunächst nichts. Zwar schickte der damalige Missionsleiter Karl Keck die junge Ditzingerin zur Tropentauglichkeitsprüfung, doch die Missionsgesellschaft stand der Ausreise skeptisch gegenüber: „Zu jung, keine Ausbildung“, hieß es. Stattdessen schickte man Edelgard nach England, wo sie eine Ausbildung als Krankenschwester durchlief. Die Verlobung fand auf abenteuerliche Weise per Radiotelefon statt, mit allen Geräuschen des Äthers im Hintergrund. „Es war eine schwierige Zeit, aber auch eine sehr gute“, sagt Edelgard heute. Schließlich setzte Karl Fix, der Gründer der Volksmission, sich persönlich für das junge Paar ein: 1959 durfte Edelgard ausreisen und 1960 feierten die „Königskinder“ Hochzeit.  

 

Endlich vereint – Heinz und Edelgard bei der Hochzeit 1960

Endlich vereint – Heinz und Edelgard bei der Hochzeit 1960

 

Auch beruflich stellte Fix die Weichen für Battermanns neu. Künftig sollte Heinz in der Evangelisation und Schriftenmission wirken. Von 1959 bis 1974 leitete er die „Druckerei der guten Nachricht“ in Nyang’ori. „Wir haben über die Jahre unzählige Traktate, Evangelien und Lehrmaterialien in über 60 verschiedenen Sprachen herausgebracht. Hat Gott nicht auch seine Offenbarung in der Schrift hinterlassen?“, unterstreicht Heinz die Bedeutung dieser Arbeit. In der Zeit in Nyang’ori schenkte Gott dem Missionarsehepaar zudem vier wunderbare Kinder. „Sie sind uns heute eine wirklich große Hilfe“, sagen die beiden dankbar. 

 

Unterwegs mit Volksmissionsgründer Karl Fix 1959

Unterwegs mit Volksmissionsgründer Karl Fix 1959

 

Pionierarbeit unter den Maasai

1974 hieß es erneut, in unbekanntes Land vorzudringen, in die Maasai-Gebiete im Süden Kenias. Auch dies eine kulturell sensible Aufgabe: „Wer Pionierarbeit unter Volksgruppen wie den Maasai leisten möchte, braucht unglaublich viel Sensibilität. Man muss sich hineinfühlen können in die Kultur und das Weltbild der Menschen. Nur so kann man Vertrauen aufbauen. Auch auf Konfliktbewältigung muss man vorbereitet sein“, sagt Edelgard. Um diese Herausforderungen zu meistern, folgten Battermanns dem Rat eines Maasai-Häuptlings: „Konzentriert euch auf einen Ort, baut dort etwas auf, und das dann richtig.“ Der Ort der Wahl wurde Maji Moto. Dort brachten Battermanns den Menschen das Evangelium in Schule, Krankenstation, Kirche sowie durch persönliche Besuche in den Manyattas und betreuten die umliegenden Gemeinden. Es entstand eine beginnende Erweckung, bei der sich mehrere junge Menschen bekehrten und von dem Maasai-Pastor getauft wurden. 

 

Maasai bringen Spenden für die Schule in Maji Moto

Maasai bringen Spenden für die Schule in Maji Moto

 

Das Ende dieser sehr erfüllenden Zeit kam zehn Jahre später, als Heinz als Lehrer auf die Bibelschule nach Nyang‘ori berufen wurde, aus der später einige Pioniermissionare hervorgingen. Es folgten zwei Jahre Heimataufenthalt in Weikersheim, dann zog es die beiden erneut nach Afrika - dieses Mal nach Tansania, wo Heinz Rektor der Bibelschule in Mwanza wurde. Das kommunistisch geprägte Land war sogar für die erfahrenen Afrika-Missionare eine harte Nuss. „Es waren die herausforderndsten Jahre unseres Lebens“, sagt Heinz. Und Edelgard, die den administrativen Part verantwortete, ergänzt: „Die Atmosphäre in der Schule war problematisch. Es gab anfangs keine morgendliche Gebetszeit und einmal kam es beinahe zum Schülerstreik. Zudem fehlten in der Buchhaltung große Beträge.“ Das Lehrprogramm musste komplett neu gestaltet werden. Nach vier Jahren intensiver Arbeit war mit Gottes Hilfe die Restrukturierung gelungen und das Mwanza College hatte sich in Tansania und international einen guten Namen gemacht.  

 

Zeit für Battermanns, nach Deutschland zurückzukehren, wo sie heute ihren Ruhestand verbringen. Jungen Missionarinnen und Missionaren geben sie drei Empfehlungen mit auf den Weg: zuhören können, sich gut vorbereiten, die Denk- und Lebensweise der Gastkultur und seiner Volksgruppen verstehen lernen. „Veränderung kann nie übergestülpt werden, sie muss aus der Kultur der Leute kommen, die durch das Evangelium verändert wird“, sind Battermanns überzeugt.  

 

Für sich selbst wünschen sich die beiden vor allem Unterstützung im Gebet: um erträgliche Gesundheit und dass sie auch weiterhin geistig und geistlich frisch bleiben. 

 

Autorin:

Andrea Mayer-Grenu