Sieben Wochen lang tauchten wir tief in das Leben in Ignerkoriss ein. Unser Wohnmobil stand vor dem Dorf. Immer waren Kinder bei uns, zum Malen, Singen, Obst essen, Bonbons abstauben und um sich über den Glauben und Gott auszutauschen. Dabei spürte man die starke islamische Prägung: Die Vorstellung von Gott als liebendem Vater löste entsetzte Gesichter bei den Kindern aus. „Gott hat keine Kinder“, lautete ihre Reaktion. Helga fand ihre „Berufung“ in dieser Kidskirche der anderen Art.
Hassan, unser Übersetzer und Kontaktmann, lebt in Asni, 30 Kilometer von Ignerkorris entfernt. Er spricht perfekt Deutsch und den Tamazight-Dialekt der Berber. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern gehört er selbst zu den Erdbebenopfern und soll beim Wiederaufbau seines Familienhauses unterstützt werden. Hassan organisierte einen LKW voll Lebensmittel. Für jede Familie in Ignerkoriss gab es ein Lebensmittelpaket, einen Geldbetrag, Malstifte, Blöcke, Kleidung und Schuhe. Abdrahim, der Bürgermeister, hatte alles mustergültig vorbereitet.
Schwierige Entscheidung
Nach der Verteilung fragten wir die Dorfbewohner, was sie weiter benötigen. Als Erdbebenopfer, in provisorischen Zelten lebend, sagten sie, es fehle ihnen nichts, nur einen würdigen Ort, um Gott anzubeten, hätten sie nicht. Sie trafen sich aufgrund der zerstörten Moschee in einem Gewächshaus. Es war für uns keine einfache Entscheidung, dieses Anliegen zu unterstützen. Ein Zelt ist es dann geworden, sehr festlich und würdig. Diese Entscheidung war ein Türöffner: Wir hatten die Herzen der Menschen gewonnen.
In Folge konnten wir etliche Projekte anstoßen und durchführen. Über 200 Oliven- und Mandelbäume konnten wir für die Familien kaufen. Am Wasserspeicher wurde ein Deckel betoniert, da dieser sich ständig mit Geröll füllte. Der Friedhof erhält einen Zaun und auch den Bau eines Brunnens konnten wir anstoßen. Wenn dieser fertig ist, werden sich die Lebensumstände in Ignerkorris verbessern. In dem steinigen Untergrund mit Kompressor 15 Meter tief von Hand zu graben, ist eine Herausforderung. Die bürokratischen Hürden waren es ebenfalls.
Fröhliche Menschen trotz Not
Wir hatten engen Kontakt zur Familie Brahim Ait Lahcen, zu der Brahim, seine Frau Jamila mit drei Kindern, seine Eltern und eine ledige Schwester gehören. Seit dem Erdbeben leben sie in Zelten und Unterkünften aus Bambusrohr. Es ist ein einfachstes bäuerliches Leben. Wir erlebten zutiefst fröhliche Menschen.
Zum Abschied gab es ein weiteres Lebensmittelpaket und einen Geldbetrag. Der Bürgermeister und der Ältestenrat dankten uns und teilten uns ihren größten Traum mit: eine neue Brücke, über die man mit einem Auto oder Lieferwagen ins Dorf fahren kann. Dann müssten die Dorfbewohner nicht mehr alles mit dem Esel durch den Fluss transportieren – einschließlich gebährende Mütter.
Wir wollen uns weiter für diese Menschen einsetzen und mit Eurer Unterstützung ein Zeichen der Liebe Gottes setzen.
Helga und Thomas Gengenbach
Spendennummer:
AM 170 S Gengenbach
Aufbauhilfe für Marokko