28. November 2022

Mission ist Beziehungssache

Harald und Margitta Schuster evangelisieren über Hauskreise und Gespräche.

„Spanien ist der Friedhof für Missionare“, heißt es manchmal über ein Land, das mit einem Katholikenanteil von 92 Prozent für viele kein klassisches Missionsgebiet ist. Margitta (Gitti) und Harald (Harry) Schuster arbeiten dort seit nunmehr 21 Jahren als Missionare. Über ihre aktuellen Projekte sowie die „ups and downs“ sprechen sie im Interview mit Andrea Mayer-Grenu.

Was ist euer aktuelles Projekt?

Gitti: Derzeit arbeiten wir in Chilches, 11 Kilometer südlich von Nules, einer 13.000-Einwohner-Stadt in der Region Castellón. In den ersten Jahren unseres Aufenthalts in Spanien hatten wir dort einen Hauskreis geleitet und evangelistische Aktivitäten durchgeführt. 2005 zogen wir nach Murcia um, leiteten dort einen christlichen Buchladen und wirkten in verschiedenen Gemeinden mit. Wir hatten es aber auf dem Herzen, mit der Arbeit in Nules eines Tages weiterzumachen. Gott bestätigte diesen Gedanken, und so konnten wir 2019 wieder in die Region Castellón zurückkehren. Eine passende Wohnung fanden wir dann aber in Chilches und sahen dies eindeutig als Führung Gottes. Inzwischen leiten wir hier einen Hausbibelkreis und führen Gottesdienste in unserer Wohnung durch. Die Menschen in Chilches können wir gut mit dem Wort Gottes ansprechen – vom Ladenbesitzer bis zum Postbeamten. Wir wollen immer mehr Menschen mit dem Evangelium erreichen und beten darum, dass hier eine solide Gemeinde entstehen kann. Nules ist aber weiterhin in unserem Blickwinkel. Bisher gibt es dort noch keine Gemeinde. Deshalb pflegen wir weiterhin Kontakte in Nules und in unserem Nachbarort Moncófar. Der Boden ist nicht leicht, denn in der spanischen Bevölkerung herrscht häufig Misstrauen gegenüber allem, was nicht katholisch
ist. Besonders in Nules ist zudem Okkultismus weit verbreitet. Aber der Herr hilft uns, immer mehr Vertrauen zu gewinnen.

Wie sieht euer Arbeitsalltag aus – schildert mal eine typische Woche…

Harry: Unser Tag beginnt mit dem gemeinsamen Lesen des Wortes Gottes und Gebet. Eckpunkte sind die Hausgottesdienste am Sonntag und die Hausbibelkreise am Mittwoch, bei denen wir uns mit einigen Geschwistern zum Lobpreis, Bibelstudium, Gebet und Austausch treffen. Dazwischen knüpfen und vertiefen wir viele Kontakte, sei es persönlich, per Telefon oder Whatsapp, und wir betreuen manche Menschen seelsorgerisch. Dazu kommen übergemeindliche Gebetsveranstaltungen, Predigtdienste und viele praktische Tätigkeiten. Wichtig ist auch der E-Mail-Verkehr mit unserem Freundeskreis und mit der Missionsgesellschaft MT:28.

Einige Mitglieder der Hausgemeinde in Chilches

Beziehungsarbeit und Seelsorge spielen in eurer Arbeit also eine große Rolle – wie geht ihr dabei vor?

Harry: Vieles ergibt sich spontan, zum Beispiel, wenn wir in der Vorweihnachtszeit Kalender und Andachtsbücher verschenken. Dann werden wir manchmal gefragt, ob wir Zeugen Jehovas seien, und schon sind wir im Gespräch über den biblischen Glauben. Wichtig ist, dass wir persönliches Interesse an den Menschen zeigen, dann können wir über das Wort Gottes die Herzen erreichen.

Gitti: Es ist auch ganz wichtig, auf die Bedürfnisse und Nöte der Menschen einzugehen. Die aktuelle Wirtschaftskrise ist hier in Spanien sehr stark zu spüren, die Arbeitslosigkeit ist hoch und viele Menschen haben finanzielle Sorgen. Viele junge Menschen wandern ab, um anderswo Arbeit zu suchen. Die allgemeine Unsicherheit ist groß. Oft herrscht zudem ein starker geistlicher Druck. Wer sich von katholischen Traditionen abwendet und Jesus Christus als seinen einzigen Herrn bekennt, muss häufig gegen Widerstände aus dem eigenen Familien- und Freundeskreis ankämpfen. Wir begegnen auch vielen Menschen mit seelischen Nöten wie Ängsten und Depressionen und versuchen, Hilfestellung zu geben. Dabei bringen wir persönliche Erfahrungen im Umgang mit diesen Themen ein und haben auch seelsorgerische Fortbildungen gemacht. Die Gespräche mit diesen Menschen sind meistens sehr intensiv, wir können mit ihnen beten und das Wort Gottes mit ihnen teilen.

Apropos Netzwerke: Wie ist eure Arbeit in Spanien verankert?

Harry: Wir halten die Verbindung zu unserer früheren Gemeinde in Burriana, der Stadt, von der aus wir in Nules arbeiteten. Diese Gemeinde besuchen wir etwa einmal im Monat, predigen dort gelegentlich und berichten über den Verlauf unseres Dienstes in Chilches. Die Geschwister beten regelmäßig für uns. In unserer spanischen Heimatgemeinde Torrevieja, mit der wir von Murcia aus zusammengearbeitet hatten, stehen wir in enger Verbindung mit unserem Mentor Juan José Gil und seiner Familie. Vor Kurzem erhielten wir von dieser Gemeinde schriftliche Unterlagen, die uns als offizielle Leiter des Gemeindezweiges hier in der Provinz Castellón und des zugehörigen gemeinnützigen Sozialwerks „Misión Posible“ ausweisen. Das verschafft uns einen besseren Zugang zu den Behörden und auch zum Pastorenverband der Provinz Castellón, was für die weitere Entwicklung unserer Arbeit sehr wertvoll ist.

„Wir knüpfen und vertiefen viele Kontakte, sei es persönlich, per Telefon oder Whatsapp.“

Und wie ist die Vernetzung mit den Gemeinden in Deutschland?

Gitti: Sehr dankbar sind wir für die Unterstützung durch unsere Aussende-Gemeinde, dem Wendepunkt Böblingen, weitere Gemeinden sowie unseren Freundeskreis. Sie tragen uns finanziell und im Gebet. Wann immer es uns möglich ist, nehmen wir am Gebetskreis der Wendepunkt-Gemeinde per Zoom teil.

Während unserer Reisedienste in Deutschland besuchen wir die Gemeinden regelmäßig, predigen und berichten dort über unseren missionarischen Dienst, auch bei Gemeindeveranstaltungen wie Frühstücksgottesdiensten, Missionsabenden oder Seniorenkreisen. Es ist wichtig, immer wieder neue und regelmäßige Spender zu gewinnen, damit unsere Arbeit hier in Spanien dauerhaft weitergehen kann.

Wie sehen eure nächsten Schritte aus?

Harry: Wir haben schon einiges an christlicher Literatur an die Leihbibliothek von Chilches gespendet, versehen mit unserer Telefonnummer auf der ersten Innenseite von jedem Buch. Dies wollen wir auch weiterhin tun. Im Rahmen des Sozialwerkes „Misión Posible“ möchten wir in Chilches einen Marktstand mit christlicher Literatur beantragen und außerdem weiterhin Traktate verteilen, um öffentlich auf das Evangelium aufmerksam zu machen.

Gitti: Unser langfristiges Ziel ist es, in Chilches Räume für unsere Gemeinde anzumieten und dort vielfältige Aktivitäten anzubieten – sobald es genügend Personen gibt, die sich verbindlich einbringen. Das ist natürlich auch finanziell eine Herausforderung. Für dieses Projekt benötigen wir noch Unterstützer und danken allen, die uns durch ihre Gebete und Spenden mittragen.

Harald und Margitta Schuster

Projektland: Spanien
• Gemeindegründungsund Aufbauarbeit
• Evangelisation,
• Jüngerschaftsschulungen und Seelsorge

Deine Hilfe zählt

Haralds und Margittas Arbeit wird durch Spenden finanziert. Umso mehr freuen sie sich über regelmäßige Unterstützung. Hilf ihnen beim Aufbau von Gemeinden und Betreuung von Bedürftigen.

Bei Spenden zur Unterstützung dieses Projektes bitte angeben: AM 71 B Schuster