4. April 2022

Gesundes Wachstum – Glückssache?

Fünf Faktoren für eine fruchtbare Entwicklung auch bei Schwierigkeiten

Wachstum kann durch aufrüttelnde Erfahrungen in Gang kommen und schmerzhaft sein, das haben die Afrika-Missionare Walter und Christel Gschwandtner am eigenen Leib erfahren. Wie daraus eine gesunde Entwicklung entstehen kann, schildert Walter in seinem Gastbeitrag.

Wachstum haben wir nicht im Griff, aber wir können es steuern. Als Kind wurde ich vier Mal vom Arzt für jeweils fünf Wochen in Erholung geschickt: Kraichgau, Nordsee, Alpen, Schwarzwald. Zeiten voller Heimweh, eher schmerzlich. Immerhin schoss ich schließlich so in die Höhe, dass ich die Eltern und den „großen“ Bruder bei Weitem überholte, knappe 1,90 m. Gute Ernährung + frische Luft = gesundes Wachstum? Wohl etwas zu einfach.

Womit ernährst Du Dich?

Für mein geistliches Wachstum spielen Vorbilder, Bibelarbeiten, missionarische Einsätze und Lebensbilder eher eine Rolle. Die Biografie des schottischen Afrika-Missionars David Livingstone, zusammen mit ein paar Kaurimuscheln aus Mikronesien, mein 1. Preis in einem Bibelwettbewerb, weckten schon früh meine Liebe zu Gottes Herzenssache. Mitarbeit in einer missionarischen Jugendarbeit vor Ort prägten Berufswahl und Lebensausrichtung. Jahre später dann konnte ich in unserer Missionsarbeit mit der Organisation „Life Challenge“ etwas von dem weitergeben, was ich mir zuvor in Europa als auch in Afrika aneignen durfte: durch Unterrichten, aber auch durch das Publizieren evangelistischer und aufbauender Literatur zum Thema „Islam und Zeugnis unter Muslimen“ in Südafrika, Kenia und vielen anderen islamisch-christlichen Konflikt-Regionen südlich der Sahelzone. Sätze, die mich aus dieser Zeit bis heute begleiten, lauten: „Lieber in der Ernte zerbrechen als in der Scheune verrosten.“ „Setze deine Zeit und Gaben in ewige Werte um!“ Sie sind mehr als ein Motto. – Worum geht es Dir als Jünger Jesu? Wie benutzt Du Deine Freizeit, Deine Ferien, Deine Gaben?

Bücheraktionen in Kenia und den Nachbarländern sind ein Schlüsselelement der Arbeit von Walter und Christel Gschwandtner.

„Freely received – freely give“

Gratis empfangen? Gratis weitergeben! Wie und wo? Zum Beispiel als Mentor für Kurzzeitler. Ich denke da an einen super sportlichen, einfühlsamen Pfarrerssohn, den ich während seines 11-monatigen Einsatzes bei „Life Challenge“ betreute. Lange rang er mit sich: Sporthochschule oder Theologiestudium? Für beides schien er bestens geeignet. Nach Universität, inklusive Auslandspraktikum im Mittleren Osten, ist er heute als Pfarrer in einer Kirchengemeinde tätig.

Aber nicht immer lässt sich locker planen. So gebraucht Gott auch bei uns gelegentlich aufrüttelnde Begegnungen oder gar Nahtoderfahrungen, um einen besonderen Wachstumsschub in uns zu bewirken. Bei mir war das eine Fast-Kollision mit einem
Container-Laster, bei dem alle Insassen eines viel zu dicht auffahrenden Kleinbusses ums Leben kamen. Da stand ich zitternd am Straßenrand und versuchte, das Unfassbare zu verarbeiten: „Herr, warum hast du mir mein Leben neu geschenkt während all diese Menschen umgekommen sind? Wie kann ich dir am besten danken?“ Zwei Jahre später starteten wir eine Bücheraktion für 5000 afrikanische Pastoren und Missionare in Kenia und umliegenden Ländern. Ohne jenes erschütternde Erlebnis in 2009 hätte ich es wohl nie erwogen, solch ein riesiges Projekt anzupacken, das weit über die Grenzen Kenias hinaus vielen Mitarbeitern im Reich Gottes als Handwerkszeug diente.

 

Von Bibelauslegung bis Gesundheitsratgeber: Christlicher Bücherstand.

Sich in Einzelne investieren!

Dudley, Student in Kapstadt, besuchte in den Semesterferien mit uns muslimische Familien von Tür zu Tür. Nach dem Studium entschloss er sich für eine Bibelschulausbildung in England, wirkte danach mit seiner Familie unter einem unerreichten Stamm in Mosambik und lebt heute in der arabischen Welt für Jesus. Abou, der hochbegabte Student aus Togo, den ich vor knapp 20 Jahren auf einer Konferenz in Ghana kennenlernte, stammt aus einer streng muslimischen Familie, fand auf dramatische Weise zu Christus und dient Jesus heute in Westafrika als Linguist.

Rückblickend erkenne ich folgende Schlüsselfaktoren für gesundes Wachstum:

 

  1. Missionarischer Einsatz: Geistlich gesundes Wachstum vollzieht sich weder am Schreibtisch noch auf Konferenzen oder Kulturevents. Das mag zwar ganz nett sein, aber unsere geistlichen Muskeln werden im Einsatz für Jesus, im Dienst in seiner Gemeinde, im Wagnis des Gehens und Gesandt-Werdens trainiert. Was für „Muskel-Training“ ermutigt und unterstützt die Gemeinde Deiner Wahl? Wofür setzt Du vorrangig Deine Zeit und Ressourcen ein?
  2. Teamarbeit: Verbindliche Zusammenarbeit ist mitunter ganz schön schwer. Alter, Kulturunterschiede, Sprachbegrenzung und andere Faktoren kosten Kraft, Mut, Einfühlungs- und Anpassungsvermögen. „Blessed are the flexible for they shall bend and not break“ / „Gesegnet, wer anpassungsfähig ist, so dass er nicht frustriert zerbricht“. – Vieles bleibt dem Solostar versagt; auch Jesus hat sich für ein Team von Jüngern entschieden, die oft versagt und doch die Welt bewegt haben. Und er widmete sich ihnen jahrelang total.
  3. Vorbilder: Wachstum geschieht am besten im Dienen unter Anleitung. Reflektieren ist sicher wichtig, aber wenn es losgelöst ist von mutigem Anpacken und Wagen, dann drehen wir uns leicht auf der Stelle. Es gilt das apostolische Jüngerschaftsprinzip: „Werdet meine Nachahmer…“ (1. Kor. 11,1; Phil. 3,17-21; Heb. 6,12)
  4. Talente: Jeder hat seine besonderen Stärken, Neigungen, Interessen. Bücher, Sprache, Literatur faszinieren mich. „Wer schreibt, der bleibt.“ Wenn Gott Gaben in uns weckt und freisetzt, kann Erstaunliches, Erfüllendes, Bereicherndes wachsen. Dafür darf man beten, Rat einholen, und mutig wagen.
  5. Partnerschaft: Wunderbar, was wir im Miteinander erleben. Durch anhaltendes Gebet, kulturübergreifende Besuche, verbindliche Patenschaften wirst Du selbst wachsen und viele reich machen.

Walter und Christel Gschwandtner

arbeiten seit 1979 als Missionare der Deutschen Missionsgemeinschaft (DMG) mit SIM-„Life Challenge“ in der Schulungs- und Literaturarbeit zum Zeugnis unter Muslimen, primär in Schwarzafrika.

www.lifechallenge.de
Die beiden sind im Juni/Juli 2022 dienstlich im Raum Stuttgart.

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