
Geben und nehmen
Wirklicher Genuss entsteht erst im gemeinsamen Genießen.
Der Genuss der Mission begann für Martin Lütjohann vor vielen Jahren nachts in einem abgelegenen Bergdorf in Kenia, wo ihm die persönliche Bruderschaft anboten wurde. Nach Jahren in Deutschland kehrte er mit seiner Familie jetzt nach Kenia zurück und war erneut beschenkt.
In jener Nacht in Kenia wurde ich zum Bruder und erhielt einen einheimischen traditionellen Namen. Meine Hautfarbe blieb, die Sprachbarriere auch, aber ich war Teil der Stammesgruppe der Pokot geworden. Aus dem Arbeitsverhältnis wurde eine tiefe Freundschaft. Diese genieße ich bis heute, auch wenn das Land oft unwirtlich ist, das Essen einseitig, die körperlichen Herausforderungen mich auspowern und ich oft nicht weiß, wo ich schlafen oder wie das nächste Weghindernis überwinden soll.
Damals jedoch hatte ich beim Gebet am Mittagstisch oft einen Kloß im Hals: Nicht weit weg von unserem Tisch hungerten Menschen! Dieser innere Konflikt erreichte seinen Höhepunkt bei unserem ersten Heimataufenthalt. Volle Tische, gut gemeinte Bewirtung … immer wieder waren meine Gedanken bei den unterernährten Pokotkindern. Am liebsten hätte ich die Tische demontiert und nach Kenia transportiert.
Die Wende kam Erntedank 2000 in der Gemeinde Asch. Fast die gesamte Bühne war als Erntedanktisch mit Lebensmitteln aller Art aufgebaut. Unsere Söhne unterhielten sich lautstark über Nutella, Ovomaltine, Gummibärchen etc. Nicht ahnend, dass die gesamte Erntedankbühne liebevoll uns als Familie zugedacht war. In diesem Gottesdienst wurde mir klar, dass meine opfernde Einstellung nicht auf die Kosten unserer Kinder gehen darf und ich wenig Dank für alles in allen Dingen hatte (Eph. 5,20). Ich verstand den Apostel Paulus, der auf Reisen oft in Gefahr war und schrieb: „Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung. Alles vermag ich durch den, der mich stärkt, Christus. (Phil. 4,12+13)
Dieses Erlebnis machte mir Gottes Versorgen klar und dafür bin ich sehr dankbar: Ich darf Materie genießen. Der Herr formte diese Haltung dahingehend weiter, dass der wirkliche Genuss erst im gemeinsamen Genießen mit den Geschwistern besteht. Es geht nicht nur um den „Dienst von oben herab“, die christliche Nächstenliebe, das Teilen von Hilfsgütern. Der Genuss kommt vom Teilen auch der eigenen Ressourcen, der Zeit, der Gefühle und des Herzens auf Augenhöhe. Aus dem Geben wurde ein „Geben und Nehmen“ der geschwisterlichen Liebe durch Nahbarkeit.
Auf Augenhöhe
Das haben wir im April auf unserem Einsatz in Kenia wieder neu erlebt. Dieses Mal waren wir die Empfangenden. Als Beifahrer neben meinem ehemaligen Mitarbeiter Collins genoss ich die Fahrt durch die wunderschöne Landschaft, die Unterhaltung auf Augenhöhe über Arbeit, Ehe, Familie, Gemeindearbeit. Ich genoss es, dass meine Frau Elisabeth und unsere Tochter Nora von den Halbnomaden mit Perlenschmuck und Gebeten gesegnet wurden. Ich genieße es, dass jahrelanges Investment sich auszahlt, dass das Kirchengebäude, das Peter und Eugen Vogt vor 35 Jahren in Marigat gebaut haben, zu klein geworden ist und dass Spendengelder gut verwaltet werden. Ich genieße es, mit 90 befreundeten Leitern im neuen, größeren Gemeindehaus die regionale Leiterschaftskonferenz zu erleben und Gott zu loben. Es ist eine Freude, dass mein Geschwisterkreis gewachsen ist – obwohl in der Trockenzeit immer noch Hunger herrscht und nicht alle Gemeinden ein Dach über dem Kopf haben.

Martin und Elisabeth Lütjohann
Projektland: Kenia
- Hungerhilfe
- Gemeindearbeit
- Weiterbildung von Pastoren und Leitern
Deine Hilfe zählt
Martins und Elisabeths Arbeit wird durch Spenden finanziert. Umso mehr freuen sie sich über regelmäßige Unterstützung. Hilf ihnen dabei, sowohl die medizinischen als auch die Bildungsprojekte weiter voranzutreiben.
Bei Spenden zur Unterstützung dieses Projektes bitte angeben: AM 181 S Lütjohann
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