
Der leuchtende Faden
Wilson und Erika Arcenas kannten während ihrer Arbeit auch Schmerz und Enttäuschung und sind dennoch dankbar.
Seit über 30 Jahren sind Erika und Wilson Arcenas in der Bibelübersetzungsarbeit auf den Philippinen tätig, 22 Jahre lang arbeiteten sie unter der Volksgruppe der Kala*, mit denen sie auch heute noch in Verbindung stehen. Inzwischen hat sich der Arbeitsbereich, den sie derzeit von Deutschland aus koordinieren, stark erweitert.
In meiner 32-jährigen Missionsarbeit gibt es vieles, wofür ich dankbar sein kann. Ich bin dankbar, dass ich unter der Kala-Volksgruppe leben durfte und mit zwei Kolleginnen das Neue Testament in ihre Sprache übersetzen konnte. So haben die Kala nun Zugang zu Gottes Wort in der Sprache, die sie am besten verstehen. Ich bin vor allem auch dankbar, dass Wilson und ich ein Team von drei lokalen Ehepaaren in der kulturübergreifenden Freundschaftsevangelisation schulen durften. Dadurch konnte für die Kala, die eigentlich der muslimischen Religion angehören, eine einheimische Gemeinde entstehen. In den Jahren bis zur Fertigstellung der Übersetzung haben wir diese Gemeinde mit aufgebaut und begleitet. Inzwischen steht die Kala-Gemeinde seit etlichen Jahren auf eigenen Beinen. Die damaligen Kinder sind nun junge Erwachsene, die dank unseres Beitrags zur schulischen Ausbildung das College beendet und dann auch Arbeit gefunden haben.
Es gab natürlich auch Schmerzliches und Enttäuschendes. Doch genau wie bei einem Teppich nicht nur Fäden einer Farbe verarbeitet werden, gibt es auch in unserer Arbeit nicht nur Erfolge oder Höhepunkte, auch das muss man verarbeiten. Manche der Geschwister sind bereits gestorben, andere sind weggezogen. Nun braucht die Gemeinde neue Mitarbeiter, um weitere Kala mit dem Evangelium zu erreichen. Wir sind dankbar, dass sich die Gemeindemitglieder auch während der Corona-Pandemie oft persönlich treffen konnten beziehungsweise virtuell miteinander im Austausch sind. Auch wir stehen auf diese Weise mit der Gemeinde in Verbindung.
„Wie bei einem Teppich nicht nur Fäden einer Farbe verarbeitet werden, gibt es auch in unserer Arbeit nicht nur Erfolge oder Höhepunkte, auch das muss man verarbeiten.“
Seit die Kala-Arbeit 2013 mehr oder weniger abgeschlossen war, hat sich unser Aufgabenbereich stark verändert. Wilson und ich wurden Teil des Leiterschaftsteams der Organisation SIL, einer Partnerorganisation der Wycliff Bibelübersetzer, mit der wir auf den Philippinen arbeiten. SIL arbeitet weltweit in der Sprachforschung, Sprachdokumentation und -entwicklung, in multilingualer Ausbildung, Bibelübersetzung und Bibelengagement. Im Leiterschaftsteam auf den Philippinen ist ein Ehepaar für den Bereich der Sprachentwicklung und der multilingualen Schulbildung zuständig. Dieses arbeitet eng mit dem Bildungsministerium zusammen und hilft Lehrern, Materialien in einheimischen Sprachen herzustellen.
Ich dagegen bin die Leiterin des Bereichs Bibelengagement, zu dem alle 18 laufenden Übersetzungsprojekte gehören sowie die Medienarbeit, die Verteilung der Bibeln und EthnoArts. Bei Letzterem geht es um die Verbindung zwischen der einheimischen Kultur und dem Evangelium. Für all diese Unterbereiche haben wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Berichte ich erhalte und mit denen ich in reger E-Mail-Verbindung stehe. Bei den Übersetzerteams geht es nicht nur um die Arbeit, sondern auch um die persönliche Beratung und Ermutigung. Da gibt es auch oft Herausforderndes zu erledigen.
Wilsons Aufgabe liegt in der Verbindung zu den lokalen Gemeinden. Er versucht, ihnen zu helfen, die Bibel in ihrer Sprache einzusetzen und behandelt auch kulturrelevante Themen. Während der Pandemie konnte in diesem Bereich nicht viel getan werden, doch Wilson bereitet weitere Materialien vor, die zur gegebenen Zeit eingesetzt werden können.
Muttersprachliches Übersetzungsteam

Kreativ in der Pandemie
Ich bin sehr dankbar, dass die Übersetzungsarbeiten auf den Philippinen trotz vieler Schwierigkeiten und Restriktionen auch während der Pandemie weitergehen konnten. Die Teams wurden sehr kreativ. Sie stehen virtuell, selbst über Handy und per Messenger bis in die Berge hinein miteinander in Verbindung – keine Kleinigkeit in einem Land, in dem die Internetverbindung sehr schlecht sein kann. Dank dieser Kreativität hatte SIL 2020 ein Rekordjahr mit ganzen zehn fertiggestellten Übersetzungen! Doch einige Gruppen warten noch darauf, dass ihre Übersetzung als Audiobibeln aufgenommen werden können, da sich das Aufnahmeteam und die Sprecher aufgrund der Reiserestriktionen bisher nicht treffen konnten.
Die Qualität einer Bibelübersetzung kann ich aus der Ferne über das Computerprogramm Paratext überprüfen, so in diesem Jahr, gemeinsam mit einem muttersprachlichen Team, den 1. Korintherbrief. Ich schätze die Verbindung zu diesem Team und möchte dazu beitragen, dass die Teammitglieder selbst Gottes Wort besser verstehen, in ihren Übersetzungsfähigkeiten wachsen und eine gute Übersetzung erstellen.
Auch über die Übersetzungen hinaus musste unsere Organisation während der Pandemie viel über Zoom erledigen. So hat zum Beispiel im April 2020 die Einsetzung der neuen Direktorin virtuell stattgefunden – was immerhin den Vorteil hatte, dass auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Ländern daran teilnehmen konnten. Auch haben wir zu Beginn der Pandemie eine Messenger-Gruppe für alle SIL-Mitarbeiter erstellt. So stehen wir mehr als je zuvor miteinander in Kontakt. Dennoch freuen wir
uns darauf, im Dezember 2021 für fünf Monate auf die Philippinen fliegen zu können.
Wir danken Gott, der uns bis hierhin getragen und mit allem Nötigen versorgt hat, auch mit Menschen, die für uns beten und finanziell unterstützen.
*Name aus Sicherheitsgründen geändert
Erika Arcenas

Wilson und Erika Arcenas
Projektland: Philippinen
- Bibelübersetzung und Schulung
- Leitung des Bereichs Scripture Engagement
- Produktion audiovisueller Medien
- Gründung und Betreung von Kalagan-Gemeinden
- Sozialmissionarische Projekte
Deine Hilfe zählt
Die Arbeit von Wilson und Erika wird durch Spenden finanziert. Umso mehr freuen sie sich über regelmäßige Unterstützung. Hilf ihnen bei den Übersetzungsarbeiten und ihren sozialen Projekten.
Bei Spenden zur Unterstützung dieses Projektes bitte angeben: AM 351 Arcenas