Das Essen in Uganda ist köstlich. Reis, Bohnen, Erbsensoße, Kochbananen, Maisbrei, gefüllte Teigtaschen, Hähnchen in allen möglichen Varianten, Ziegenfleisch, Süßkartoffel, Rindfleisch, Soja-Porridge, CassavawurzelGemüse und frisches Obst … Die Liste lässt sich noch um einiges weiter füllen. Wenn man das liest, läuft einem wahrscheinlich das Wasser im Munde zusammen. Mir auch. Aber was auch richtig lecker ist und mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt: Pizza. Deshalb gehe ich ab und zu in die nächstgelegene Stadt in ein Restaurant und esse eine Pizza – mit viiiel Käse! 

Die Gegend um Noah’s Ark ist wunderschön. Palmen, große Bäume, Büsche und traumhafte Sonnenauf– und untergänge. Ganz zu schweigen von den vielen süßen Affen, die fröhlich umherhüpfen. Aber zwischen unserem Zentrum und der Natur steht eine Sicherheitsmauer, die das gesamte Areal umgibt. Innerhalb unseres Zentrums ist immer etwas los: Kinder springen umher und spielen, die Klinik, in der ich arbeite, ist nur 30 Meter vom Haus entfernt, Abstand ist da schwierig. Deshalb gehe ich ab und zu an einen nahegelegenen kleinen See. Ohne Mauer, ohne Arbeitsatmosphäre, ohne 300 bis 800 Kinder in unmittelbarer Nähe.

Mein Alltag ist vollgepackt mit Herausforderungen. In der Klinik versorge ich jeden Tag Kinder, die an Unterernährung leiden – Kinder, deren Eltern sie nicht wollten. Patienten, die sich keine Medikamente leisten können oder lieber zu einem Hexenheiler gehen. In meinem persönlichen Umfeld erlebe ich Freunde, die keine Arbeit finden und sich von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob hangeln. Eine Freundin, die uns anruft, weil sie herausgefunden hat, dass ihr Mann noch andere Nebenfrauen hat und ihr jetzt ihre Kinder weggenommen hat. Bekannte, die uns um Unterstützung bitten bei ihren Papieren, weil sie in die Emirate gehen wollen, um dort Arbeit zu finden. 

Vor einiger Zeit habe ich ein Zitat des Autors Eso gelesen: „Ich weiß nicht, wer das heute hören muss, aber Ausruhen ist kein Preis. Du musst dir Ruhe nicht verdienen. Du brauchst Ruhe. Du verdienst Ruhe. Du bist der Ruhe wert. Einfach nur, weil du ein Lebewesen bist. Und fühle dich niemals schuldig dir Zeit zu nehmen, dich auszuruhen.“ 

Und ich, ich bin ein Lebewesen. Deshalb brauche ich Ruhe. Und deshalb nehme ich mir die Auszeiten, sei es beim Pizzaessen oder am kleinen See. Und ja, das gönne ich mir. Damit ich mich neu füllen lassen kann mit neuer Kraft, Weisheit, Liebe und Motivation. Von Gott, der mich genau hierher berufen hat. Um weiterhin Anrufe entgegenzunehmen, Patienten zu versorgen oder Freunden und Familie zu helfen.